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Marokko wird größter Akkuproduzent in Afrika

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Die chinesische Gotion High Tech macht mit dem Bau einer Gigafabrik zur Akkuproduktion den Auftakt. Gleich sieben Zulieferfirmen ziehen nach.

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Von Ullrich Umann | GTAI

Marokko ist auf dem besten Weg, zum bedeutendsten Hersteller von Akkumulatoren und Speicherhardware in Afrika zu werden. Derzeit wird die Produktion von Lithium-Eisen-Phosphat-Akkumulatoren (LiFePO4) sowie Lithium-Ionen-Batterien vorbereitet.  

Der chinesische Akkuhersteller Gotion High Tech, an dem der Volkswagen-Konzern beteiligt ist, macht den Aufschlag im Investitionsmarathon. So wird das Unternehmen am Standort Kenitra eine Gigafabrik für 1,3 Milliarden Euro errichten. Nach Fertigstellung im Jahr 2026 soll das Werk Batterien mit einer Kapazität von 20 Gigawattstunden produzieren können. Ein weiterer Ausbau bis zu 100 Gigawattstunden wird erwogen, wofür weitere 6,5 Milliarden Euro an Investitionen fließen würden. Eine entsprechende Investitionsvereinbarung haben das chinesische Unternehmen und die marokkanische Regierung im Juni 2024 unterzeichnet.

 

Akkumontage zieht Zulieferbetriebe nach

Parallel zur Akkumontage siedelt sich die Zulieferindustrie an. Gleich fünf chinesische Komponentenhersteller, CNGR Advanced Material, BTR New Material Group, Guangzhou Tinci Materials Technology, Zhejiang Hailiang und Shinzoom, wollen an den Standorten Tanger, Kenitra und Jorf Lasfar unter anderem Nickel-Mangan-Kobalt- sowie Nickel-Kobalt-Aluminium-Kathoden, Kupferbestandteile für Batterien sowie technische Aluminiumfolie fertigen. Hailiang zum Beispiel investiert 288 Millionen Euro in die Produktion von jährlich 50.000 Tonnen Legierungen, 35.000 Tonnen Rohre, 40.000 Tonnen Stangen und 25.000 Tonnen Aluminiumfolie, die zur Montage von Lithiumbatterien benötigt werden.

Auch Unternehmen aus Korea und Kanada haben Investitionen angekündigt. Die koreanische LG Energy Solution (LGES), weltweit zweitgrößter Hersteller von Batterien für Elektrofahrzeuge, errichtet zusammen mit der chinesischen Yahua Industrial Group eine Chemieanlage zur Herstellung von Lithiumhydroxid. Dieser Rohstoff, der mit Nickel synthetisiert wird, stellt eine Schlüsselkomponente für die Akkufertigung dar.

 

Batteriechemie "Made in Morocco"

Der kanadische Konzern Elcora, der auf die Verarbeitung, Raffination und Produktion von Mineralien und Metallen für die Herstellung von Batterien spezialisiert ist, errichtet eine Pilotanlage für Vanadiumpentoxid. Neben der Batterieproduktion findet diese chemische Verbindung bei der Schwefelsäuregewinnung, bei der Herstellung von Stahllegierungen wie Ferrovanadium, aber auch als Katalysator bei der Rauchgasreinigung in Müllverbrennungsanlagen sowie zur Absenkung des Schmelzpunktes bei der Emailleherstellung Anwendung.

Elcora ist bereits über die Tochtergesellschaft Ermazon in Marokko aktiv. Diese Tochtergesellschaft hatte das Schürfrecht für eine 16 Quadratkilometer große Manganlagerstätte erworben. Auch beteiligte sich Ermazon an der Manganmine "Atlas Fox Deposit" in der Region Béni Mellal-Khénifra. Hier wird der kanadische Lizenznehmer 2.500 Tonnen Manganerz abbauen. Beide Lizenzen zusammen ermöglichen es Ermazon nach eigenen Angaben, monatlich 5.000 Tonnen Manganerz zu erzeugen. Dieser Rohstoff wird für die Herstellung von elektrischen Batterien benötigt.

 

Investoren wählen Marokko mit Bedacht

Zu den Standortvorteilen für die Akkuproduktion gehören die geografische Nähe zu Montagewerken für Elektrofahrzeuge in Europa, Freihandelsabkommen mit der EU und den USA sowie umfangreiche Vorkommen an Phosphat, Mangan und Kobalt. Zusätzlich locken die gut ausgebaute Transportinfrastruktur, weiterhin das Vorhandensein von Arbeitskräften, kompatible Produktionskosten, das liberale Außenhandelsregime sowie Investitionsanreize der marokkanischen Regierung ausländische Akkuhersteller und ihre Zulieferer ins Land. 

Die Investitionscharta in ihrer jüngsten Fassung führt zum Beispiel verhandelbare Steuerferien, die zollfreie Einfuhr aller Investitionsgüter, klare Gewerberegeln und Bürokratieabbau als Ansiedlungsanreize auf. Auch zieht sich der Staat aus regulierten Märkten zurück, darunter aus der Stromwirtschaft. Letztes ist von besonderem Interesse für Hersteller von Batterien, steigt doch dadurch die Nachfrage nach Speicherhardware für grünen Strom aus der privaten Wirtschaft an.

Ein großes Manko bei der Batterienfertigung ist dagegen der chronische Wassermangel in dem nordafrikanischen Land. So werden für die Erzeugung von 1 Kilogramm Kupfererzeugnisse 130 bis 270 Liter Prozesswasser benötigt. Für 1 Kilogramm Nickel steigt der Wasserbedarf auf 100 bis 700 Liter und für 1 Kilogramm Lithium fließen gleich 2.000 Liter. Um dem Wassermangel zu begegnen, baut Marokko die Kapazitäten zur Meerwasserentsalzung massiv aus. Sämtliche neue Anlagen werden mit grünem Strom betrieben. Aktuell sind 53 Bau-, Modernisierungs- und Erweiterungsvorhaben zur Meerwasserentsalzung geplant beziehungsweise im Bau.

 

Montage von Elektrofahrzeugen wird wahrscheinlich

Mit dem Ausbau der Wertschöpfungsketten zur Akkufertigung erhöht Marokko seine Chancen, sich neben der vorhandenen Serienfertigung von Pkw mit Verbrennermotoren auch zu einem profitablen Standort für die Montage kompletter E-Fahrzeuge zu entwickeln. Aktuell montieren die beiden Konzerne Renault und Stellantis an den drei Standorten Casablanca, Tanger und Kenitra pro Jahr 700.000 Pkw mit herkömmlichen Antrieben. Bis 2030 soll die Montage auf 1 Million Fahrzeuge pro Jahr ansteigen.

Den Anfang für eine überschaubare Fahrzeugmontage mit alternativen Antrieben (Elektromotor oder je nach Kundenwunsch auch Brennstoffzelle) hat der marokkanische Hersteller Neo Motors gemacht. Beide Antriebe und das komplette Fahrzeug haben marokkanische Ingenieure in Kooperation mit ausländischen Entwicklerbüros entworfen. Für eine Montagelinie am Standort Ain Aouda fließen laut Unternehmensangaben 14 Millionen Euro. Nach Fertigstellung sollen bis zu 27.000 Fahrzeuge pro Jahr gefertigt werden

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