Die Nachfrage nach Baustoffen und -material steigt im Jahresverlauf 2024 im Einklang mit den Bauinvestitionen zwischen 3 und 4 Prozent. Erst für das 4. Quartal rechnen Hersteller und Importeure mit einem leicht fallenden Absatz, jedoch nur im Vergleich zum 3. Quartal 2024. Grund für diese Prognose ist, dass die Bautätigkeit in den Wintermonaten traditionell abnimmt. Doch dürfte selbst das 4. Quartal 2024 für die Hersteller und Händler am Ende ein besseres Absatzergebnis abwerfen als das 4. Quartal des Vorjahres.
Denn die Baukonjunktur läuft 2024 wesentlich besser als im Jahr zuvor: Die fallende Inflation und vor allem gesunkene Bauzinsen, die Stabilisierung der Wirtschaftslage insgesamt sowie die Veröffentlichung von Bauausschreibungen durch die öffentliche Hand und Privatwirtschaft haben 2024 der Konjunktur in der Baubranche starke Impulse verliehen. So melden Unternehmen des Hoch- und Tiefbaus eine gute bis sehr gute Auftragslage, einschließlich steigender Beschäftigtenzahlen.
Deutschland kann wieder mehr Baustoffe und Baumaterialien liefern
Für deutsche Exporteure von Baustoffen und Baumaterial stellt die insgesamt aufgehellte Baukonjunktur im Jahr 2024 ein gutes Vorzeichen dar. Noch 2023 waren die deutschen Lieferungen um 20 Prozent auf 13,3 Millionen Euro eingebrochen. Im laufenden Jahr 2024 können deutsche Exporteure dagegen an Boden gut machen. Dies gilt unter anderem für Waren der Bautischlerei, einschließlich Bauholz, OSB- und Spanplatten, ebenfalls für Aufzüge und Teile davon. Dagegen dürften die 2021 zuletzt verzeichneten Zementlieferungen aus Deutschland der Vergangenheit angehören.
Die marokkanische Zementindustrie hat nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ stark zugelegt und plant, den Markt mit grünem Zement zu beliefern. Zu diesem Zweck senkt zum Beispiel der Hersteller Ciments du Maroc, eine Tochtergesellschaft der Heidelberg Materials, seine CO2-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent. Das soll unter anderem durch die stärkere Nutzung grünen Stroms in der Produktion, weiterhin durch die Anwendung von Refuse Derived Fuel (RDF) Co-processing im Werk Aït Baha sowie durch die Betriebsaufnahme einer Anlage zur Verwertung von Flugasche gelingen.
Generell zählt die Baustoff- und Baumaterialbranche zu den wichtigen Industriezweigen. Sie trug 2023 mit einem Branchenumsatz von 4,1 Milliarden Euro zu rund 10 Prozent zum landesweiten Industrieausstoß bei. Ihr Anteil an den gesamten Investitionen im verarbeitenden Gewerbe liegt sogar bei 17 Prozent.
Inzwischen decken die Hersteller von Baustoffen und Baumaterial rund 90 Prozent des Inlandsbedarfs. Zu den komparativen Vorteilen der lokalen Hersteller gehört die gute Verfügbarkeit von Ausgangsstoffen wie Kies, Sand, Schotter, Stahlbeton, Zement, Ziegelsteine, Schiefer, Hohlblöcke, Stahlträger, Eisenteile, Fliesen, Keramikplatten, Marmor, Bauholz sowie Ausgangsmaterialien für Sanitärinstallationen.
Marokkanische Hersteller investieren
Die florierende Baukonjunktur führt unter anderem zu Investitionen in Betriebsstätten für Baustoffe und Baumaterial. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang das marokkanische Familienunternehmen Afrique Etanchéité, das am Standort Nador ein Werk für Bitumenabdichtungen im Wert von 10 Millionen Euro errichtet. Gefertigt werden hier Straßenbindemittel. An anderen Standorten fertigt die Firma neben bituminösen oder flüssigen Abdichtungen ebenfalls Lösungen zur Isolierung, Wärme- und Schalldämmung für Dächer, Terrassen, Balkone, Parkplätze, unterirdische Wände und Industriegebäude. Zugute kommen dem Unternehmen die gesunkenen Weltmarktpreise auf Kohlenwasserstoffe, den wichtigsten Rohstoff für ihre Produkte.
Andere Branchenfirmen investieren in Modernisierungen der Produktion, um marktkonform neue und qualitativ höherwertige Baumaterialien herzustellen. In diesem Zusammenhang ist Super Cérame hervorzuheben, eine Tochtergesellschaft der Ynna Holding und Marktführer bei der Herstellung von Keramikfliesen. Zur Einführung der Fliesengröße 60 x 120 Zentimeter hat Super Cérame eine vollautomatische Produktionslinie eingekauft. Die elektronische Steuerung der Produktionslinie können die Designer direkt mit Daten füttern und damit das Aussehen der Fließen mit Rastertönen perfektionieren sowie die Haptik mit glatten und strukturierten Aspekten erweitern.
Das Unternehmen Daman Gypsum hat wiederum eine Anlage für Gipskartonplatten, Gips und Gipsmörtel am Standort Sidi Tiji in Betrieb genommen und dafür 35 Millionen Euro investiert. Ausgelegt ist die Produktion auf 20 Millionen Quadratmeter Gipskartonplatten pro Jahr, 0,7 Millionen Tonnen Gips und 0,2 Millionen Tonnen Gipsmörtel. Teile der Produktion sind für Märkte in Westafrika bestimmt.
Der Marmorhersteller SinaStone investiert 13 Millionen Euro in eine Veredelungsanlage für Natursteine (Sägen, Harzen, Polieren, Zuschneiden und Bearbeiten). Entstehen soll eine Modellfabrik, die Fünf-Achsen-CNC-Maschinen, Technologie zum "Scan-Image-Share" sowie zur Rückverfolgbarkeit von Material per QR-Codes beinhaltet.
Der Anbieter von Holzerzeugnissen Maroc Akhchab optimiert wiederum die Verfügbarkeit von Rohstoffen und investiert in die Aufforstung. Die Idee ist, eine stabile und nachhaltige Versorgung mit Rohstoffen für die Holzindustrie zu gewährleisten und gleichzeitig zum Umweltschutz und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beizutragen. Neben der Zusammenarbeit mit anderen Holzverarbeitern und Holzhändlern in Marokko zeigt sich das Unternehmen an potenziellen Abnehmern im Ausland interessiert, wie Karim El Khayati, Generaldirektor des Unternehmens auf der Branchenmesse Construmat 2024 in Barcelona der Presse mitgeteilt hat.
Deutsche Unternehmen mit Interesse am Markt sollten den Fachverband Fédération des Industries
des Matériaux de Construction (FMC) kontaktieren, um detaillierte Informationen einzuholen. In jedem Fall ist eine Kontaktaufnahme zur Deutsch-Marokkanischen Auslandshandelskammer (AHK) in Casablanca zu empfehlen.